Gesundheit & Medizin

Pflegeberufe-Reform: Professionelle Pflege auf neuen Wegen


Die Veranstalter und Referenten des BZG-Expertengesprächs 2018

09.07.2018 13:05:39 - Pflegeberufe attraktiver zu machen, gilt als eine der Voraussetzungen, um die Abwärtsspirale in der Pflege umzukehren. Mit der praktischen Umsetzung des 2017 beschlossenen Pflegeberufereformgesetzes beschäftigten sich rund 80 Expertinnen und Experten am 8. Juni 2018 bei der achten Fachtagung der Bildungszentrum Gesundheit Rhein-Neckar GmbH (BZG).

 

(live-PR.com) -
Das Tagungsthema „Die Entwicklung generalistischer Kompetenz in der Pflegepraxis“ setzte den Rahmen für die Beleuchtung des Qualifikationsprofils für das künftige Berufsbild Pflegefachfrau und Pflegefachmann. Bereits seit 2011 steht die Zukunft der Pflegeberufe im Fokus der jährlichen Fachtagung, zu der die Pflegefachschule Vertreter der Berufspolitik, Pflegewissenschaft, -pädagogik und -praxis nach Wiesloch einlädt.

Die Deckung des pflegerischen Fachkräftebedarfs bezeichnete BZG-Geschäftsführer Walter Reiß als eines der drängendsten Themen unserer Zeit. „Was macht einen Beruf attraktiv?“ Bezogen auf die Pflegeberufe gehöre unstrittig die Einführung der generalistischen Pflegeausbildung zur Antwort, so Reiß. Diese Reform eröffne die Chance, die Pflegeberufe zukunftsgerecht weiterzuentwickeln und ein gestuftes, durchlässiges Pflegebildungssystem zu schaffen. Wichtig sei auch die berufliche Selbstverwaltung. Ermutigend bezeichnete er das Anfang Juni bekannt gewordene Ergebnis der repräsentativen Befragung zur Einrichtung einer Pflegeberufekammer in Baden-Württemberg. Unter den befragten Fachkräften hatten 68 Prozent mit „Ja“ gestimmt. Nach diesem klaren Votum hat das Ministerium für Soziales und Integration nun angekündigt, die Voraussetzungen für die Einrichtung einer Pflegekammer im Land zu schaffen.

Freude über das starke Signal aus Baden-Württemberg zeigte auch Andreas Westerfellhaus, der sich als engagierter Vorkämpfer einer starken Interessenvertretung der Pflege und Mitinitiator der Gründungskonferenz der Bundespflegekammer in Berlin einen Namen gemacht hat. Mit seinem Erfahrungsschatz aus langjährigem berufspraktischen und -politischen Engagement hat der ehemalige Präsident des Deutschen Pflegerats auch die BZG-Fachtagungen von Beginn an Jahr für Jahr bereichert. Spannende Einblicke in die politischen Prozesse rund um die Gestaltung der Pflegezukunft gab er auch in diesem Jahr – nun allerdings erstmals in seiner aktuellen Funktion als „Pflegebevollmächtigter der Bundesregierung“. Bei seinem Überblick über die Entwicklungen in der neuen Legislaturperiode thematisierte der neue Staatssekretär im Bundesgesundheitsministerium die Frage „Müssen Pflegende weiterhin ausschließlich mit Kompromissen leben?“

Westerfellhaus verwies darauf, dass wichtige Voraussetzungen für Verbesserungen bereits auf gutem Weg seien. Gleichzeitig forderte er die Pflegenden dazu auf, innerhalb der gesamten Berufsgruppe konstruktive Diskussionen zu führen. Das Gebot der Stunde lautete, gemeinsam aufzutreten und sich nicht durch Einzelinteressen von Teilgruppen spalten zu lassen. Seine Forderung: Anstatt sich wie bisher mit den Rollen als „Anhängsel“ oder „Handlanger“ abzufinden, müssten Pflegende zukünftig mehr autonomer und selbstverantwortlicher handeln. Erst wenn erreicht ist, dass Pflegefachkräfte die Tätigkeiten, für die sie ausgebildet werden, in der Praxis auch ausführen dürfen, kann mehr Berufszufriedenheit erwartet werden. Ebenso wichtig sei es, dass die beteiligten Berufsverbände, Gewerkschaften und Arbeitgeber in aktuellen Zukunftsfragen der Pflege an einem Strang zögen. Nicht das Trennende, sondern das Gemeinsame gelte es zu betonen.

Dem pflichtete BZG-Schulleiterin Andrea Senn-Lohr bei und verwies auf die Mammutaufgabe, der sich nun die Anbieter die Pflegeausbildung annehmen müssten. „Statt der auf das Lebensalter der Patienten ausgerichteten Kompetenzen der drei bisherigen Ausbildungsgänge, geht es nun darum, den Schülerinnen und Schülern die bestmögliche Qualifikation für universell-pflegerische Aufgaben mit auf den Weg zu geben: Qualitätssicherung, Beratung, Steuerung des Pflegeprozesses, Führung von Hilfspersonal sowie die sektoren- und generationenübergreifende Vernetzung von Versorgungsleistungen“.

Wie dieser Kompetenzaufbau in der praktischen und theoretischen Pflegeausbildung unterstützt werden kann, zeigten die Referate der Pflegewissenschafterinnen Sabine Muths vom Institut für Public Health und Pflegeforschung in Bremen und Professor Dr. Margot Sieger von der SRH Hochschule für Gesundheit in Bremen. Eindrucksvoll verdeutlicht wurde abschließend der gesamtgesellschaftliche und betriebswirtschaftliche Nutzen generalistischer Kompetenz in der Pflegepraxis durch Klaus Tischler, Pflegedirektor des Universitätsklinikums in Tübingen.

Reform der Pflegeberufe – Stand der Dinge

Noch vor der Sommerpause soll der Bundestag die Ausbildungs- und Prüfungsordnung für die nach langem Ringen im Juni 2017 beschlossene Reform der Pflegeausbildung verabschieden. Das Pflegeberufereformgesetz legt fest, dass bundesweit die drei Ausbildungen in der Altenpflege, der Gesundheits- und Krankenpflege sowie der Gesundheits- und Kinderkrankenpflege zu einem einheitlichen Berufsbild zusammengeführt werden. Die bisherigen Abschlüsse in der Alten- und Kinderkrankenpflege sollen erhalten bleiben, wobei die Ausbildung in den ersten beiden Ausbildungsjahren innerhalb der „generalistischen“ Ausbildung erfolgen werden. Eine neue Ausbildungs- und Prüfungsverordnung gehört neben einer Finanzierungsverordnung zu den Voraussetzungen, damit die Reform auf Länderebene konkret ausgestaltet und seitens der Pflegeschulen und Ausbildungsbetriebe zum 1. Januar 2020 umgesetzt werden kann.
Seit Ostern liegt ein entsprechender Entwurf aus dem Bundesgesundheitsministerium (BMG) vor, dem die Abgeordneten des Bundestags vor Inkrafttreten zustimmen müssen. Die Kontroversen zwischen den politischen Parteien und den Interessenverbänden, die bereits den Gesetzgebungsprozess verzögert hatten, scheinen nun allerdings auch einer sachgerechten und zügigen Lösung bei der Abstimmung über die konkreten Inhalte der Ausbildungs- und Prüfungsverordnung für die modernisierte Pflegeausbildung im Wege zu stehen.

Weitere Informationen finden Sie unter: www.bildungszentrum-gesundheit.de/expertengespraeche/2018/

Die Pflegefachschule BZG im Kurzporträt

Im Jahr 2009 haben sich ausbildungserprobte Krankenpflegeschulen der GRN Gesundheitszentren Rhein-Neckar und die Krankenpflegeschule des Psychiatrischen Zentrums Nordbaden (PZN) zur Bildungszentrum Gesundheit Rhein-Neckar GmbH zusammengeschlossen. Seit April 2010 arbeitet die Pflegefachschule in einem umfassend sanierten, denkmalgeschützten Gebäude auf dem Parkgelände des PZN in Wiesloch. Neben der dreijährigen Qualifizierung in der Gesundheits- und Krankenpflege und der einjährigen Ausbildung zur Gesundheits- und Krankenpflegehilfe bietet die BZG in Kooperation mit der Katholischen Hochschule Freiburg ein ausbildungsintegriertes akademisches Studium an, das in neun Semestern zum „Bachelor of Arts in Angewandte Pflegewissenschaft“ führt.

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Autor:
Jasmin Fürniß
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